D'Mordstijen

Ein Gedicht in Brienzerdeutsch von Hans Wyss

Foto: Christian Lüber

Was ischt das firnen alti Hittän,
Grosätti, wa dert anhi steid,
Grad näben Getti Heinis Hittän,
Wa lang schon niemmemeh drin geid?
Ds Dach isch schon langist am Erbroden,
Der Schopf ghyd z'sämen wemma wil,
U von em alten Brigiboden
Da gsehd ma flugs o nimma viel.

I ha scho mengischt gherre sägen,
Ma säg erra syt Altem schon
Mordstijen. Aber wessetwägen,
Han i bis jetz no nie vernun.
Drum bitten di, erzell is jetzen,
Was mit där alten Hitten ischt.
Mier wein is um d'Fyrgrueba setzen,
Derwylen dass du chäselischt.
So tranglet Hansli am Grosätti
Hyt zum wär weis wi vielten mal
U wen er o nid gären täti,
Erzellen miesst er doch es mal.
Der Grosatt nimd sy Tubakpfyffen:
"Zerst mues no eis tubäkled syn,
Gang du grad gan de Siwwen pfyffen,
Si wärden eppa nid wyt syn."

Hans riieft de Siwwen, gid nen d'Schottän
U gid nen allen grad bis gnueg.
"Sä, nimm das no du chlynni Chrottän!
Jetz schiebid ab. Jetz heid er gnueg."
Drwylen leid der Grosatt z'dicken,
Steerd d'Milch rächt guetig z'ringetum.
U gsehd mid stillvergniegtem Blicken
Si na de louben Chienen um.

Hans houred no eis vor der Ritten,
Dr Widerhall där gid im Bscheid.
Jetz chund er inha ds lenge Schritten
I d'Hitten, wa der Grosatt steid.
Där ischt jetz ggräched fir z'erzellen.
Sitzt en Mälchstuehl näbe ds Fyr
Und um ihn syner junge Gsellen,
Si brinnen schier vor Wissbegier.

Jetz brinnd er mer, jetz wil i zellän
Was i von därren Hitten weis.
I ha schon langist eppeis wellän
Doch chund ma nid geng grad i ds Greis.
Die Hitten, die hed nid vergäben
Dä Namen schon syt alte Zyt,
Sie hed nen syder genge bhäben
U bhed nen no bis si zsäme ghyd.

Mier läben jetz im besten Frieden
Mid ysen Nachpuren hindrem Grad,
Hie uf der Alp, im Dorf deniden
Geid's ganz scharmant am glyche Trand.
Das hed ma nid geng chenne sägän.
In Haaren sys enandre glägän
Und grysellich ertoubet gsyn.

Da hed kein Grächtigkeit meh g'waltet
Der Schtercher där ischt Meister gsyn
Sie hein enandra Grinda gspaltet
U gschaded was hed mege syn.
Da chemen eismals z'Mälchzyten
Wa niemmen da dran gsinned hed,
E Stos von Underwaldnerlyten
Desinha von der Twärenegg.

Die fän gar schytzli da an huusen
Alls was si bstrychen, rierres z'tod
Aes tued se vor keim Frävel gruusen,
Ds ganz Läger färbt si bluetigrot
En Aetti und syn Bueb heis gfangen,
die binde's dass nen nid etgähn.
Sy mid nen in die Hitten g'gangen
Wa äben jetz d'Mordsstijen wän.

Da fah si d'Schotten an erwellän
Und mache si ganz gfyregi --
I mag schier nimma wyter zellän.
My Gschicht das ischt a truregi
wie rasend nimmt die Tyfelsrotten
Den Aetti von sym bundne Chind
Und ghyd nen in dieg'fyrig Schotten
«Herrjeses!» vorah mi dem Grind.

Den Bueb, dän hei si due lan läbän
Nid eppa us Barmhärzigkeit.
Nein, dän hei si no neetig ghäbän
Das er nen den der Heimwäg zeigt!
Däm hei si due e schwäri Burdi
Vo Steinen i d'Hosisteessel tan,
Das, wen er nen etloufe wurdi,
Si liecht nen umhi chennte fahn.

Derwylen isch dus näblig worden.
Die Underwaldner mälche ds Veh,
Fähn an fir eppis ds ässe sorgen
Und fille sich mid Schwyzerthee. -
Druf hei si gnun, was si hein bstrichen:
Chäs, Anken, mengi scheenni Chueh.
Und he si umhi obsi gstrichen,
Den Bueb voran, de Wengen zue.

Daischt en dicke Näbel gsässen.
Das ischt dem Bueb due gäbigs chon.
Aer hed si, z'retten nie vergässen,
Und wa si uf en Grad sy chon
Geid är due hinderhi statt virhi
Und d’Underwaldnerall me nah.
"Jetz miesse mer" seid är, "da dirhi,
Den gid's es den enandrenna."

So gäh si uf der glyche Syten
Wa si jetz grad syn obsi chon.­
Ummhi nidsi. Dänen Lyten
Ischt das biwyt nid i Sin chon
Und underdessen ischt e junge Chiehhirt, wa nen etgangen ischt,
Us Lybeschreften nidsi gsprungen Dr Huusstatt zue, was hescht was gischt.

Dert geid er in en Hitten inhi
Nimmd raass e Vollen von der Wand,
Louft gäge ds Z'Biechelli embrinhi
Und z'vordrischt uf der Felsewand
Da gsehd är, wie im Dorf deniden
Grad d'Chilchlyt us der Chilchen gähn,
Wie sie im allerbeste Frieden
No hie und da binandre stähn.

Aer hed si grad etschlossen ghäbän,
Hed d'Vollen agsetzt z'hinderfir
Und druf due rieft us Lyb u Läbän
Dir d'Vollen, wie dir nes Sprachrohr dir:
"Luggi, Luggi, die gueti Chueh,
Si ischt gägen Underwalden zue."

Das gherre d'Lyt im Dorf ganz dytli,
Sys Meitli bchennd nen an der Stimm.
Aes brieled: "Oh, das ischt mi Pitli.
O, loufed gschwind und hälfid ihm!"
Und alls, was mag e Stäcken trägen,
Geid raass jetz gäge Planalp uf.
Däm Meitli heis nid raass gnueg megen,
Aes ischt nen allen bald vorus.

Wa si due entli z'Tod ermieded
Syn zun den erschten Ritten chon,
Gsehn wie die Finda da hein gwietted
Und wie si ds Veh fascht alls hein gnun,
Da gherre si nid wyt veruehi
Es Trychlen und es Siegesgschry
Und bald erchennes us en Worten
Dass umhi d'Underwaldner syn.

Die gsehn jetz bletzli, wele Schrecken!
En ganze Schtoos bewaffnet Lyt.
Die ggrächet syn mid ihnen z'fecken,
Wär ehnder jetz am Boden lyd.
So ischt der Stryt uf ds frisch aggangen
Und d'Brienzer gäbeb e kein Pardon,
Den "Aligerren" iss schlächt ergangen,
Me gid nen de verdiente Lohn.

Wär (Wä) gfange wurd, där ischt verloren,
Dem Tod verfallen ohni Gnad,
Nid menga gsehd meh ds Wyllerhoren,
Me zeigd nen jetzt en andre Pfad.

Das ischt die Gschicht!
Iehr wärdid jetzän Wohleppa us em Gwunder syn,
Jetz wein mer is zum Z'abe setzän.
Ech hungered wohl afen e chlyn.
Doch eb mer is wein dran erlaben
Tied jetz, wyl iers so prächtig chennt,
No grad eis houren, myner Chnaben,
Dass rings in allnen Fliehne teend.

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Ein Jubiläum und eine Überraschung

Am diesjährigen Brienzermärt erscheint bereits die fünfte Broschüre Brienzer Dorfgeschichte. Neu werden zudem einzigartige Postkarten zum Verkauf angeboten.

Briensermärt

Ein paar Erinnerungen unserer Träpplig-Suecher zum Briensermärt:

Piraten auf dem Brienzersee?

Ein Bericht von Pirat Ueli Stähli: Die Behauptung, dass die ersten Spuren von den Vorfahren der Brienzer Seepiraten schon im 17. Jahrhundert auf der Schneckeninsel entdeckt wurden, entbehrt allen wissenschaftlichen Grundlagen. Richtig und geschichtlich belegt ist die Tatsache, dass vor genau 50 Jahren die ersten gefürchteten Aktivitäten von piratenähnlichen Angriffen auf dem Brienzersee zu verzeichnen sind. Besonders gutbetuchte Gesellschaften, welche sich auf der Brienzersee-Flotte zum reinen Vergnügen tummelten, waren das Angriffsziel der wilden Horde.

 

Lengziitiga

Ein Gedicht von Erich Fischer

Meine Grosseltern Hans (Mühlibach Hansli) und Gritli Eggler

Lotti Schaller (Jg. 1948) hat einige schöne Erinnerungen an die Ferien bei ihren Grosseltern in Brienz notiert.

Auswandern

Für das Thema Auswandern scheinen unsere «Träpplig Suecher» fast zu jung. Trotzdem wussten Peter Fischer-Rahm, Trudi Steiner und Vreni Fischer-Fuchs einiges zu erzählen und Fränzi Feusi und Rose-Marie Flück hörten gespannt zu. Zudem konnte Silvia Thöni-Fischer als Burgerschreiberin von ihren Erfahrungen berichten, wenn sich Nachkommen von Auswanderern nach ihren Vorfahren bei ihr erkundigten.

Hüterbubengeschichten von der Planalp

Im Dezember 2023 hat Peter Schild seine Erinnerungen an die Hüterbubenzeit auf der Planalp und an Obristen aufgeschrieben. Entstanden ist ein Bericht mit vielen Eindrücken über das Leben auf der Alp als Hüterbube. Die Zeit in der Natur mit den Tieren war eine Schule fürs Leben.

Sie waren die Letzten ihrer Art

In den späten 1940er-Jahren hüteten Hanspeter Flück und seine Schulfreunde rund 40 Ziegen fürs ganze Dorf. Ein Bericht von Hans Heimann, erschienen im Schweizer Bauer am 24. Mai 2025.