Die Geschichte des Vereinshaus EGW

Die Geschichte des Hauses EGW - Evangelisches Vereinshaus am Hobacher, notiert im September 2008 von Thomas Gerber (Pfarrer EGW) anlässlich des 100-jährigen Bestehens des Vereinshauses (1908 – 2008).

Die Geschichte des Hauses EGW, als Evangelisches Vereinshaus am Hobacher bekannt, lässt sich nicht von den Menschen trennen, die darin wohnten. Wie bei einem Teppich sind die Fäden der Baugeschichte mit den Zielen der Menschen, die im Haus ein- und ausgingen, miteinander verwoben. Und erst die menschlichen Geschichten machen die Geschichte dieses Hauses aus.

"Gedenke der vorigen Zeit bis daher und betrachte, was er getan hat an den alten Vätern. Frage deinen Vater; der wird dir’s verkündigen. Frage deine Ältesten; die werden dir’s sagen." 5.Mose 32,7

1839 ist in Meiringen ein sogenannter „Hilfsverein“ der Evangelischen Gesellschaft dokumentiert. Es gab damals im ganzen Kanton Bern schon gegen 20 solcher Hilfsvereine, die das Ziel hatten, alle Gläubigen einer Region miteinander in Verbindung zu bringen. Dem Hilfsverein von Meiringen standen ein gewisser Egger, ein Kohli von Willigen und ein Lehrer Blocher als Sekretär vor. Dieser Verein umfasste nicht nur Meiringen, sondern auch Guttannen, Brienz und Ringgenberg. In den folgenden Jahren sind überall Versammlungen entstanden. Sie sind in Privathäusern, in Stuben und "Buddiggen" abgehalten worden. Die Versammlungen wurden von den Besuchern selbst gestaltet. Von Zeit zu Zeit, ganz unregelmässig kamen aus der Gründergeneration Männer, die Versammlungen abhielten. Als dies kräftemässig nicht mehr zu bewerkstelligen war, wurden Versammlungshalter angestellt und mit diesen Besuchen beauftragt. Der erste auf diese Weise angestellte Arbeiter war Christoph Möhrle aus Württemberg, ein ordinierter Prediger, der von 1835-41 in der Evangelischen Gesellschaft arbeitete und auch die Versammlungen im Oberhasli besucht hat. So auch bei einer Familie Stähli auf der "Hofstatt" in Willigen. Auch in Schwanden und Hofstetten haben sich sehr aktive Versammlungen gebildet.

Foto: Brief von Martin Werner vom 10. März 1884

1882 hat das Komitee der Evangelischen Gesellschaft in Bern beschlossen, im Oberland einen ersten Evangelisten – wie die Prediger von älteren Leuten noch vor wenigen Jahren bezeichnet wurden – zu stationieren. Obwohl Meiringen lange vor Brienz von den Evangelisten der Evangelischen Gesellschaft besucht wurde, sah das Komitee den Ort Brienz als Zentrum der Arbeit im Oberhasli vor, da Versammlungen in Ringgenberg und Iseltwald ebenfalls bedient werden mussten. Der erste Evangelist, der die Verantwortung für die Arbeit im Oberhasli übernahm, war Martin Werner, der ab 1882 als junger feuriger Evangelist in Schwanden wohnte. Werner berichtet von traurigen Verhältnissen in Brienz und Widerständen gegen die Verkündigung des Evangeliums. Die Arbeit ging über seine Kräfte und er drohte ernsthaft zu erkranken. Karl Kunz löste ihn 1884 ab. Aber Kunz hatte wenig Lust, in Schwanden zu wohnen und bezog ein Jahr später in Brienz an der Hauptstrasse eine neue Wohnung. Während einundzwanzig Jahren hat Karl Kunz im Oberland gewirkt.

Baugeschichte (aus der Chronik der Evangelischen Gesellschaft Brienz)
Als im Jahre 1873 ein gewisser Herr Hösli in Brienz einen Vortrag halten wollte, wurden ihm sowohl die Kirche, als auch das Schulhaus verweigert. So musste er einen Tanzsaal mieten. Dadurch zeigte sich mit aller Deutlichkeit, wie notwendig ein eigenes Lokal für die Versammlungen der Evangelischen Gesellschaft gewesen ist. So sahen sich die Versammlungsbesucher in aller Stille nach einem geeigneten Lokal um. In den Jahren 1878, 1881, 1887 und 1892 boten sich Gelegenheiten für einen Hauskauf in Brienz, die jedoch immer wegen Geldmangels scheiterten.

So gehen Kauf- und Baupläne hin und her, bis endlich im Jahre 1895 das Haus, in dem Evangelist Kunz wohnte und in dem zugleich auch die Versammlung und die Sonntagsschule untergebracht waren, zum Preis von CHF 5000.00 einem Herrn Abegglen abgekauft werden konnte. Es wurde noch ein Kamin für CHF 200.00 und ein Zimmer für CHF 250.00 eingerichtet. Nun hatte Brienz ein eigenes Vereinshaus – auf dem Wiesplatz im Gässli (wo Albert Eggler wohnte).

Foto: Das Evangelische Vereinshaus um 1914 bis 1915

Aber dieses Haus befriedigte und genügte nicht. Der Nachfolger von Evangelist Kunz, Ernst Stalder, begann Geld zu sammeln für einen neuen Saal. Aber an einen Umbau des bisherigen Hauses war nicht zu denken. Herr Eggler war bereit, für das alte Vereinshaus CHF 7000.00 zu zahlen. Erst jetzt konnte man an einen Neubau denken. Man war sich gar nicht einig, wo denn das neue Vereinshaus stehen sollte: in Brienz oder in Hofstetten. Auf alle Fälle hatten die Hofstetter schon Holz und Steine auf einem Bauplatz, als vom Komitee der Evangelischen Gesellschaft der Befehl kam, das Haus müsse in Brienz gebaut werden.

Am 30. November 1906 konnte man von Herrn Wenger am Hobacher einen Bauplatz für CHF 2'000.00 kaufen. Weil das neue Vereinshaus aber in der Föhnzone zu stehen kommt, denkt man von Anfang an daran, das Haus aus Stein zu bauen. Am 17. Mai 1907 wurden die Baupläne dem Komitee in Bern vorgelegt. Unmittelbar danach wurde der Bau in Angriff genommen. Am 19. Dezember 1907 war das Haus bereits unter Dach. Am 31. Mai 1908 konnte das neue Vereinshaus eingeweiht werden. Das elektrische Licht hatte noch nicht eingerichtet werden können. Und auch eine Landparzelle nördlich des Hauses konnte wegen Geldmangel noch nicht erworben werden. Erst im März 1914 wurde der Ankauf dieser Parzelle möglich, weil die nötige Kaufsumme von CHF 900.00 zu diesem Zweck geschenkt wurde.

Die Anfänge im neuen Vereinshaus
Als erster Evangelist bewohnte Fritz Ruch das neue Vereinshaus. Doch er zog bereits 1909 nach Luzern. An seiner Stelle wurde Fritz Nyffenegger mit seiner Familie nach Brienz berufen. Fritz Nyffenegger berichtet am 7. Juni 1911: "Die Bevölkerung hier ist sehr kirchlich. Die Stellung des Evangelisten ist eine recht schwierige. Die Versammlung in Brienz vom 1. und 3. Sonntagabend ist schwach besucht." Und am 11. April 1916 schreibt er: "Infolge Geldknappheit und wegen materialistischer Gesinnung sind die Versammlungssteuern klein. In Brienz ist als Frucht der Evangelisation durch Johannes Wahlen der gemischte Chor entstanden." Der Dienstplan von Fritz Nyffenegger sah im Oktober 1919 im vierzehntägigen Rhythmus Predigtdienste an folgenden Versammlungsorten vor: Innertkirchen, Brienz, Willigen , Schwanden, Reuti, Meiringen, Hohfluh, Guttannen, Nessental. Am Montag, 10. November 1919 verstarb Fritz Nyffenegger völlig unerwartet an seinem Schreibtisch infolge eines Herzschlags.

Foto: Familie Nyffenegger– Junker im Mai 1914 vor dem Vereinshaus Richtung Westen.

Foto: Studierzimmer von Fritz Nyffenegger im neuen Vereinshaus 1914.

Hans Flückiger kommt von der Evangelistenschule in Bern, um den plötzlich verstorbenen Fritz Nyffenegger zu ersetzen. Eine Zeitlang war Gottlieb Schwab Lückenbüsser , bis Flückiger nach Brienz berufen wurde.

1920 hat man auf dem Estrich zu den zwei Zimmern noch eine Küche gebaut, um der verwitweten Frau Nyffenegger eine Wohnung bieten zu können. Bis zu ihrem Wegzug 1925 nach Uetendorf wohnten Nyffeneggers unter dem Dach des Vereinshauses. Später wurde diese Wohnung an Ferienleute vermietet. Man war dankbar für die kleine finanzielle
Unterstützung, die dadurch möglich wurde. Hans Flückiger blieb sechs Jahre in Brienz. Er war sehr fleissig und mutete sich viel zu. Anfang 1922 begann er mit einer Bibelstunde, die ständig von mehr Leuten besucht wurde. Er organisierte 1923 und 1924 zwei Evangelisationen mit Ernst Indermühle und A. Amstein. Die Zahl der Gottesdienstbesucher stieg auf 70, wovon 20 Männer. Doch sein Engagement und seine Entschiedenheit stiessen gerade bei anderen Gläubigen auf Abschätzigkeit.

Foto: Ausflug des Vereinshauschores. Prediger Wilhelm Keller ist der 6. von links stehend

Chronik der Prediger
1926 zog Evangelist Hans Gerber mit seiner Familie ins Vereinshaus ein und leitete die Gemeinde acht Jahre. Er erlebte eine Zeit, in der örtliche Vereine viele Einwohner umwarben und so von der Versammlung fernhielten. Als technische Modernisierung wurde 1933 im Vereinshaus ein Telefon installiert. Aus gesundheitlichen Gründen liess sich Hans Gerber früher als vorgesehen pensionieren und baute im Feldli ein Chalet. Bis 1932 wurden die Versammlungsorte dem "Bezirk Brienz – Oberhasli" zugeordnet, was ein gewisses Schwergewicht der damaligen Arbeit erkennen lässt. Seither wurde der bisher gültige Name "Bezirk Brienz" verwendet.

1934 wurde Rudolf Berger nach Brienz berufen. Es kam aber zu Unstimmigkeiten, die zu einer anderen Nachfolge führen musste. So kam noch im selben Jahr Johann Ulrich Schönmann mit Frau und vier Kindern von Schönbühl nach Brienz. In seiner Amtszeit wurden verschiedene Reparaturen gemacht, wie die damals schon seit fünf Jahren geplante Saalrenovation. Sie konnte erst im Mai 1938 durchgeführt werden. Die Zahl der Gottesdienstbesucher stieg wieder auf achtzig Personen. Zur Bibelstunde kamen bis zu fünfzig Frauen und Männer.

1940 kam Wilhelm Keller nach Brienz. In seiner Zeit wuchs Grindelwald zum zweitgrössten Versammlungsplatz des Arbeitsfeldes Brienz heran. Einmal wöchentlich gab es eine Bibelstunde, zweimal monatlich eine Predigt.

1948 löste Gerhard Hanke Prediger Keller ab und blieb mit seiner Familie bis 1959 in Brienz. 1959 wurden östlich des Vereinshauses vier Garagen gebaut. Eine Garage sowie ein dazugehörender Landstreifen konnten von der Familie Wenger erworben werden. 1960 kamen Samuel und Ruth Müller mit ihrer Familie nach Brienz. Sie blieben bis 1971 in Brienz.

Foto: Fassadenrenovation des Vereinshaues im Sommer 1984

1971 ist Familie Jürgen und Annemarie Liebe ins Vereinshaus eingezogen. In dieser Zeit ist das besonders gute Verhältnis zur Bernischen Landeskirche an Ort zu erwähnen. Es gab eine fruchtbare Zusammenarbeit bis hin zu gemeinsamen Evangelisationsveranstaltungen.

Liebes wurden 1984 durch Roland und Bethli Frutiger abgelöst. 1984 wurde die Aussenfassade des Vereinshauses renoviert. Ein grosser finanzieller Beitrag von CHF 30'000 kam von der Kirchgemeinde, die die Arbeit der Leute aus der Evangelischen Gesellschaft – namentlich die Sonntagsschule und Chortätigkeit – damit grosszügig anerkannte.

Nach der Pensionierung von Frutigers haben ab 1991 Samuel und Lydia Schüpbach noch vier Jahre lang in Brienz und Umgebung ihren Dienst getan. Die Gottesdienstbesucher nahmen immer mehr ab. Ältere Gemeindeglieder konnten aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr die Versammlungen besuchen. Jüngere kamen keine nach. Familien blieben fern. So gingen der damalige Bezirkspräsident, Ernst Kurzen, und Samuel Schüpbach nach Bern und sprachen bei der Leitung vor, wie man mit dem Bezirk Brienz weiter vorzugehen gedenke. Noch vor der Pensionierung von Samuel Schüpbach wurde der Abendgottesdienst auf den Morgen verlegt, worauf sofort einige Familien und jüngere Menschen hinzustiessen.

In den Jahren 1994-1996 war der Bezirk Brienz ohne ortsansässigen Prediger. Die Gottesdienste wurden von auswärtigen Predigern übernommen, Bibelstunden selbst gehalten. Das hat der Gemeinde eine Festigkeit verliehen. Im Jahre 1996 wurde der Schreibende nach Brienz berufen. Zusammen mit seiner Frau und seinen beiden Kindern darf er erleben, wie Gott mit, durch aber auch ohne unsere Arbeit wirkt, Menschen verändert, ihnen ewiges Leben verheisst und in die Nachfolge Jesu ruft.

Initiativen, die vom Vereinshaus ausgingen:
Ein grosses Anliegen und eine grosse Aufgabe der damaligen Generationen, die im Vereinshaus ein- und ausgingen, war die Sonntagsschule. Im ganzen Umkreis von Hohfluh bis Oberried war keine Sonntagsschule, die nicht von der Evangelischen Gesellschaft initiiert und geführt worden war. Alle diese Sonntagsschulen wurden von Brienz aus bedient. Die Sonntagsschulhelfer waren Sonntag für Sonntag am Morgen unterwegs – im Sommer wie im Winter. Zu Fuss und mit dem Fahrrad. Das gleiche galt auch für den Prediger, der auch zu jeder Jahreszeit und bei jedem Wetter die Versammlungsplätze besuchen und betreuen musste. Die Sonntagsschulen sind dann im Lauf der Jahrzehnte an die Kirche übergegangen. In Brienz war das in den Fünfzigerjahren.

Foto: Der Vereinshauschor in den 30er Jahren vor dem Vereinshaus

1916 wurde also der Vereinshauschor gegründet. Er war eine direkte Frucht einer Evangelisationsveranstaltung, an der der Vater des späteren Bundesrates Wahlen gepredigt hat. Die Zielsetzung für den Chor hiess: Dienen! Die Chöre von Oberried und Hofstetten haben sich dem Chor von Brienz angeschlossen und so ist ein grosser Chor von über 40 Sängerinnen und Sängern entstanden. In mancher Predigt, an manchem Anlass und Fest, vom Hasliberg bis nach Grindelwald hat er gesungen. Auch an vielen Evangelisationen, die in der Gegend stattgefunden hatten, war er zugegen und umrahmte die Versammlungen mit Liedern. Der Chor blieb bestehen bis in die Neunzigerjahre.

In all den Jahrzehnten sind von Brienz aus folgende Versammlungsplätze betreut und bedient worden: Willigen, Meiringen, Nessental, Bottigen, Hohfluh, Reuti, Innertkirchen, Brienzwiler, Hofstetten, Schwanden, Brienz, Ebligen, Oberried, Iseltwald, Bönigen, Interlaken, Wengen und Grindelwald. Durch die Mobilität haben die Versammlungsplätze vermehrt an Bedeutung verloren. Immer mehr kamen die Menschen an zentralere Orte. Heute werden Gottesdienste und/oder Bibelstunden nur noch in Brienz und Meiringen abgehalten. Grindelwald, ein Versammlungsplatz der mal dem Bezirk Brienz, mal dem Bezirk Spiez zugeordnet war, ist seit 2003 ein eigener Bezirk, dem auch der Versammlungsplatz Wengen angehört. Bis vor zwei Jahren konnten auch noch in der reformierten Kirche Hasliberg-Hohfluh landeskirchliche Gottesdienste gestaltet werden. Aus Spargründen seitens der Landeskirche ist dies nicht mehr möglich. Aufgrund der zahlreichen Freikirchen auf dem Bödeli hat man sich auch vom Versammlungsplatz Interlaken zurückgezogen.

Kinder und Jugendarbeit
Wie die Sonntagsschularbeit beweist, war die Arbeit unter Kindern und Jugendlichen der Evangelischen Gesellschaft seit jeher ein grosses Anliegen. Über all die Jahre, respektive Jahrzehnte gab es immer wieder Initiativen für eine Arbeit unter und mit Kindern. Um 1990 formierte sich eine Jugendgruppe, die sich auch in der Wohnung des damaligen Predigerehepaars Schüpbach traf. Durch Heirat, Wegzug und andere persönliche Gründe ging diese Arbeit wieder zu. Nachdem 1999 die drei Jahre zuvor angefangene Teeniearbeit zusammen mit den Gemeinden der Heilsarmee und der Freien Missionsgemeinde wegen Leitermangel scheiterte begannen, im September des Jahres 2000, Väter und Mütter und weitere Erwachsene mit einer Arbeit unter Kindern im Alter von sechs bis neun Jahren. Aus dieser sogenannten „Ameisli“-Jungschar entstand im Januar 2002 eine weitere Jungschar für Kinder ab der 4.Schulklasse, die „Brienser Lewwen“. Im Jahr 2006 konnte eine noch sehr junge Jugendgruppe ins Leben gerufen wer den. Doch nicht nur unter Kindern und Jugendlichen ist das Evangelische Gemeinschaftswerk aktiv.

Alters- und Pflegeheim
Auch die Arbeit mit und für SeniorInnen war und ist ein Anliegen, so dass zu sporadischen Gemeinschaftsnachmittagen eingeladen wurde. Im Jahre 2004 wurden der Bezirkspräsident und zwei weitere Männer aus dem Bezirksrat aktiv, nachdem die Not von Pflegeplätzen in der Region akut wurde und betagte Gemeindeglieder ins Spital Interlaken oder gar bis ins Unterland ziehen mussten, um in einem Altersheim ein freies Zimmer zu finden. Der Wunsch eines weiteren Alters- und Pflegeheims, damit Menschen in einer gewohnten Umgebung, in Würde und im christlichen Glauben ihren Lebensabend verbringen können, war in vielen Herzen von Gemeindegliedern. Ein Gremium plante verdeckt ein Alters- und Pflegeheim und trat erst im Herbst 2004 mit diesem Projekt an die Öffentlichkeit. Nach einem einstimmigen politischen Gemeindebeschluss im Juni 2005 dauerte es wegen Einsprachen dann doch bis in den Spätsommer 2007, bis mit dem Bau unterhalb des Hotels Brienz begonnen werden konnte. (Die Eröffnung ist Anfang Februar 2009 vorgesehen.)

Mission
Doch nicht nur in der Region sollte das Evangelium verkündet werden. So liessen sich auch Missionare von der Gemeinde im Vereinshaus Brienz aussenden, um Menschen in andern Kontinenten das Evangelium von Jesus Christus zu bringen: Martin und Fränzi Jutzi (1999-2002 in Somalia), Matthias und Yoko Bürki in Japan (seit 2003).

Jüngere Geschichte
In den vergangenen Jahr en wurde viel renoviert und mit ehrenamtlicher Arbeit ganze Umbauten geleistet. So wurde 1997 der Grillplatz nördlich des Hauses geschaffen um nach den Anlässen die Möglichkeit zu haben, draussen gemeinsam zu essen. Nachdem genügend Finanzen zusammengespart waren, konnte 1999 der Saal renoviert werden. Viele Männer waren an Wochenenden und abends bis spät daran, den Saal zu isolieren und ihm ein zeitgemässes helles Kleid zu geben. Gleichzeitig konnte auch die abgesprochene Heizung ersetzt werden. Doch nur vier Monate später, am 26. Dezember 1999, beschädigte der Sturm „Lothar“ das Dach des Vereinshauses dermassen, dass an eine Reparatur des Ziegeldaches nicht mehr zu denken war. Die Ziegel würden bei jeder Gewitterböe aufgestellt und es sei Gottes Bewahren, dass durch herunterfliegende Ziegel bisher niemand getroffen wurde. Man entschied sich für eine Totalerneuerung des Daches. Mit den Versicherungsbeiträgen und privaten Darlehen von Gemeindegliedern konnte die Totalerneuerung
im darauffolgenden Sommer realisiert werden.

Aufgrund der wachsenden Kinderschar, die im Vereinshaus ein- und ausging, stiegen auch die Bedürfnisse für einen zweiten Raum. Nach vorübergehend guten Lösungen wie die unentgeltliche Benützung eines Schulzimmers für zwei Jahre stand der Bezirksrat erneut vor der Frage, wie das Raumproblem zu bewältigen wäre. Man entschied sich, den Keller des Vereinshauses zu einem Jugendraum auszubauen. In mühsamer Arbeit wurden kesselweise 6 grosse Mulden mit Bauschutt gefüllt. Erneut waren viele Gemeindeglieder an diesem Ausbau beteiligt. Der Bauplan wurde durch den Murgang im Ritzgraben und die anschliessende Überschwemmung durch den Trachtbach sowie die Verheerung am Glyssibach im August 2005 unterbrochen. Erst im Spätherbst 2005 wurde der Ausbau wieder aufgenommen. Im Frühling 2006 dann war der Jugendraum fertig.

Doch nur wenig später zeigten sich auch die sanitären Anlagen als sanierungsbedürftig. Im Sommer 2007 haben Fachgeschäfte die beiden Gemeinde-WC’s sowie das Badzimmer in der Pfarrwohnung renoviert. Im Mai / Juni 2008 haben wiederum Gemeindeglieder dem Treppenhaus des Vereinshauses mit Farbe ein neues Aussehen verliehen. Es wurde viel gebaut in letzter Zeit. Doch wofür? Es ist dieselbe Absicht wie die der Erbauer des Vereinshauses vor 100 Jahren, nämlich einen Ort zu haben, von dem Gottes Wort ausgeht. In diesem Haus sollen Menschen Gott finden, gestärkt und ermutigt werden, die Botschaft von der Versöhnung mit Gott durch Jesus Christus weiter zu tragen.

Mit grosser Dankbarkeit können wir auf die zurückliegenden 100 Jahre schauen. Auch finanziell hat Einer darüber gewacht, dass immer dann die Geldmittel zusammen kamen, als es am nötigsten war. Gott allein die Ehre!

Zum Evangelischen Gemeinschaftswerk gehören etwa 4000 Mitglieder und ebenso viele Freunde. Diese Mitglieder und Freunde kommen für die finanziellen Bedürfnisse von knapp 60 voll- und teilzeitlichen MitarbeiterInnen und für den Bau und Unterhalt der eigenen Vereinshäuser auf. Das Evangelische Gemeinschaftswerk arbeitet mit der Landeskirche und den Freikirchen zusammen, ist aber organisatorisch und finanziell unabhängig.

Foto: Vereinshaus im Jahr 2008

Neben den Vereinshäusern gehören auch folgende Werke und Heime zum Evangelischen Gemeinschaftswerk
- Jugend- und Ferienhaus Aeschi (ein Selbstkocherhaus)
- Hotel "Edelweiss" in Wengen
- Hotel Pension "Sunnehüsi" in Krattigen
- Parkhotel Schloss Hünigen, Konolfingen.
- Evangelisches Wohnheim Sunneschyn, Wiedlisbach
- Alters- und Pflegeheim Brienz
- Ausländerarbeit hope, Bern
- Rolling Church
- Arbeitslosenprojekt Sumiswald

Im Weiteren beteiligt sich das EGW
- am BESJ (Bund Evangelischer Schweizer Jungscharen)
- an der Dargebotenen Hand
- an der Gastgewerbe – Seelsorge

Auch ist das EGW verbunden mit
- der Stiftung für berufliche und soziale Wiedereingliederung, Mettleneggen, Wattenwil
- der Stiftung Pensionskasse des EGW
- dem Verein Heilpädagogische Gemeinschaft Schmätterling, Langenthal

Vorgeschichte
Die Wurzeln der Evangelischen Gesellschaft des Kantons Bern – wie das Evangelische Gemeinschaftswerk zur Gründungszeit hiess – reichen bis ins Oberhasli. Genauer gesagt nach Willigen bei Meiringen. Die Mutter des Lehrers von Willigen, Johannes von Bergen, erwähnt in ihren niedergeschriebenen Lebenserinnerungen folgendes über ihre Mutter: "In ihrer Jungmädchenzeit (sie wurde 1807 geboren) entstand eine grosse religiöse Bewegung in einigen benachbarten Dörfern von Willigen. Weil ihre Mutter für ein frommes Weib galt, kamen die Eiferer (Versammlungshalter ) auch zu ihr. In der Folge besuchte sie fleissig mit ihrer Mutter die Erbauungsstunden, um den Leuten deutlich zu zeigen, dass sie sich des Heilandes nicht mehr schäme, sondern ihm allein angehöre. Einmal seien zwei Missionare aus Deutschland gekommen, welche jedem, Vornehmen und Geringen, ins Gesicht hinein sagten, was sie von ihm hielten. Das Volk hielt gross von diesen beiden." (Chronik Ev. Ges. Brienz). Seit 1830 wurden christliche Versammlungen der Herrnhuter Brüdergemeine in Willigen abgehalten.

Foto: Ochsenscheuer im Sulgenbach

Gleichzeitig lebte eine blinde Elisabeth Kohler, "das blinde Eisi" genannt, im Sulgenbach an der alten Belpstrasse (heute Wabernstrasse). Ihr Häuschen, die "Ochsenscheuer", wurde bald ein Ort, wo die scheu gewordenen Frommen von Bern Rat und Trost suchten. Denn dort sang man geistliche Lieder, las in der Bibel und betete gemeinsam um Jesu Hilfe. Nach mehreren Zusammenkünften gründeten Karl Stettler – von Rodt, Johann Wenger, Regierungstatthalter von Goumoëns – von Tavel und Ludwig Frank am 3. September 1831 als Gegenpol zum aufkommenden Liberalismus in der Berner Landeskirche die Evangelische Gesellschaft. Gut einen Monat später traf man sich wieder beim blinden Eisi und orientierte die Freunde und Sympathisanten der ländlichen Gegenden. Ein Teilnehmer schrieb: "Auf den Knien gelobten wir dem Herrn Treue unter Tränen, und dass wir den Grundsätzen treu bleiben wollten, wie sie bei der Gründungsversammlung vereinbart worden waren. Und als man es ausdrücklich ausgesprochen, dass man in der lieben Landeskirche Gottes Wort treiben wolle, da rannen die Tränen reichlich über die Wangen." (Gott allein die Ehre, 1931:30)

Die endgültigen Statuten von 1831 sahen folgendes vor:
1) Die evangelische Gesellschaft sucht mi t Gottes Hilfe folgende Z wecke zu erreichen:
a) Vereinigung der Gläubigen, besonders im Schosse unserer evangelisch-reformierten Landeskirche;
b) Aufrechterhaltung der reinen Lehre des Evangeliums, so wie sie in der Helvetischen Konfession und dem Heidelberger Katechismus ausgesprochen ist;
c) Ausbreitung des Reiches Gottes im Allgemeinen.
2) Diese Zwecke sucht si e mit folgenden Mitteln zu erreichen:
a) Auslegung und Verkündigung des Wortes Gottes;
b) Verbreitung sorgfältig geprüfter religiöser Schriften;
c) Ausleihen ausgewählter Bücher;
d) Verbreitung der heiligen Schrift;
e) Unterstützung der evangelischen Mission.
(Gott allein die Ehre; 1931:31) .

An diesen Zielen hat sich inhaltlich kaum etwas verändert.

Als Quellen wurden benützt:
- Die Chronik der Evangelischen Gesellschaft Brienz, stationiert im Staatsarchiv Bern
- Aufzeichnung von Frau Elsa Zobrist – Stalder, Hofstetten, anlässlich des 100jährigen Bestehens der Evangelischen Gesellschaft Brienz.
- Persönliche Nachforschungen bei Gemeindegliedern, namentlich Frau Hanni Nyffenegger, die freundlicherweise ihr Fotoarchiv zur Verfügung stellte.
- Gott allein die Ehre. Gedenkschrift zum hundertjährigen Bestehen der Evangelischen Gesellschaft des Kantons Bern. Bern, 1931. Buchhandlung der Evangelischen Gesellschaft.

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