Frieijer ischd alls besser gsiin!?
Foto: Christian Lüber, Symbolbild
In enem grosse Fleckenhuus im Oberdorf hein irerren 3 old 4 Partiiji ghuused. Emel o es Pärli, beidi siin ordli uber 70 jährig gsiin. Är hed solang das er hed megän, gschnätzed. Uf der Saagi bi Wwyller Peetschen hed är Abschitta vo llindige Lläde ggreicht, är hed derfir niid miessen gän. Im chliinne Bbudiiggli hed är mid zween drii Hääggen und es par weenige Mmeisslen afaa schnätzen. Ohni e Strich uufzzeichnen hed är us däne Rräschten Holz ds Leuwwen-Denkmaal vo Lluzärn gschnätzed, wa der däänisch Kinschtler Thorvaldsen hed erschaffen. Das Denkmal erinnered a d Schwiizergardischten vom Chenig Louis XVI. Eppa 1000 Schwiizer hein dän verteidiged gägen en Angrif von de Rrevolutionären. Die Gardischten siin all zämen umchon bis uf enes par weenig. Das hed wiit umha fir Uufsehen gsoorgäd und de Schwiizer Chriegs-Chnächten zun grossem Asehn verholffen. Uf all Fäl hed si das gschnätzeta Denkmal denn gued vercheuft. Där Schnitzler ischt am Morgen nie friej usem Bett und hed den in alli Nacht inhi gschnätzed. Bueben hein den eppa fir ne z ääken, a Pfeischterläde poled. Das hed aber gleitig uufgheerd, nahdämm das er es par Nägel von der innere Siiten i d Bälken eso hed iggschlagen, das si änefir es Breesi hein uusagsehn....
Im heeijen Alter waan är ischt bettläägerig worden und sii Freuw o niimma rächt hed megen, hed mi di damaalig Armebheerd zun enem Huusbsuech gschickt. Es ischt umha prichted worden, äs siigi nid eso ammietig z siin in däm chliinne Chuchelli und Stubelli. I bin due eis es Nahmittags zwäg und uber ds stotziga Stägli uehi, wa drunder, mi hets geschmeckt, es Plunz-Hiisli ischd gsiin.
Vor der Tir zum Chuchelli hani bschtelld, e Rressli-Stumpen agschteckt, gheerig Näbel gmachd und gchlopfed. D Freuw hed sofort uuftaan und gseid chun nummen inha! Obwol das i bi ggwarneta gsiin, hed mier där umbeschriiblich Gschtank fascht der Aate ggnun. I ha mmi no eis taktisch ignäbled mit dem Ressli-Stumpen. Der Freuw hani zwee Chrapfen inem Lood ggän und gfräägt, ob i gad eis id Stube zum Man terffi. Si hed frintli gnickt und ischd zum Tisch zuehi gsässen, wa drunder e wwiissa Chessel ischd gschtanden mid enem Techel druf. Das ischt der Abtrid gsiin nachts, den hein die beidi nid uusi und uber d Stägen ab uf ds Hiisli miessen! I bin due inhi zum Man. Är ischd inem groossen heeijen Bett gglägen, dem einzigen, wa die beidi hei ghäben. Uf der andren Siiten an der Wand ischd e mmächtegi schwärri Ggumoden, schier e chlii schregi gschtanden. In der Mitti e Tisch und zwee Stiel. Di atmosphärische Verhäältniss siin in där Stuben e chliin abwächsligsriicher gsii wwaan in der Chuchi. Irgend en Aart eppis Animaalisches hed ma gschpirrd und eindiitig en greesera Ateil Spiritus. I han dem bettläägerige Mma gfrägt, ob i de Stumpe selli leschen, är hed gseid jaa nid! Där schmecki nämmli cheiben gued! Im fählli gaar niid, und der Freuw o nid, wen i eppa dessetwäge chemi! D Gmeinds-Schweschter prichti geng vom Altersheim, aber da springe si beidi lieber i See. Mier Bheerdi sellen sa doch la siin. Der Tokter heigi emel gseid, we si beidi meinen, äs gääiji, so chenne si von im uus emel da bliiben.
Där Tokter hed der Bheerd ds gliicha gseid, we mmier die da zwingen, ines Heim z ziglen, wäärde si statt i Friden und Rueww chenne z stäärben, nummen tood unglicklich siin.
Etz hed Wälti under d Techi greckt und e Lliiterfläsche Bätzi drunder firha gnun. Derbie heds warm drunder firha ddampfed, es wemma hätti Underhosi flambierd. Wälti hed gseid reich es Glesli in der Chuchi und nim o e Schluck. Es hed mi niid verzennd, eso bettwaarma Fusel z probieren. Mier siin due itz Doorffe chon. Irgend inem Zämenhang hed är gseid, weischt, waan i bi z Algeerie gsiin mid Albin, han i en andri Wäld leeren bchennen. Due hani gfrägt: Du bischd eis z Algeerie ggsiin?
Ja, also z Marokko, mid Albin. Das ischt eso gsiin: Eppa 1886 old 1887, da ischd en himeltruurig niidraazegi Ziit gsiin. Mi hed nid z Läbe ghäben und wiit und breit e kein Arbeit.
Due hein Albi und är den Aalte gseid, si welle furt gan Arbeit suechen. Z packen heiges niid ghäben. Äs ischd im September gsiin und si hein im Si gghäben, dem Gänfer See nah disab fir Arbeit im Wiilläset z suechen. Äs siigenne ggraaten und mid es par Fränklenen im Sack siin die zween z Gänf uber d Grenzän bschlipft. Si hätten diheimmen ja nid Gäld ghäben fir ne Foto, fir ne Pass sowisoo nid. Im Rhonetal disab heisi mengischd Arbeit gfunden, vilmaals bim Schiffschleipfen uf e Treidelpfaaden.
Zwischeninhi hani gfräägt, vo wwas heider de ggläbt, wen er niid heid verdiened? Ja weischt, hed er gseid, und uehi a Soller gscheuwwed, mier hei vil gfunden, wa halt d Liit hei verlooren old la lligen!
Mier siin due entli z Mompeller a ds Meer chon. Das han i nie vergässen! Dert heimmer umhi Schif chennen dir Kanääl schleipfen, das ischd halt billiger gsii wwaan eina mid enem Ros azstellen. Der Winter ischd neecher chon und mier sii rräätig worden, sowiit als meglich der Suunewwermi nah z gahn. Angäänds eis heimmer zur Grenze z Gibraltar gsehn. Mier hein due afe fiin esoo franzeesich chennen! Mengischt hed den eina gfräägt, wahar das mer chemän, das Patwa heig är no nie gheerd. Wemmer den hei gseid vom Bäärgen im Norden, ischt där de zfride ggsiin.
Es sii vellig Tag und Nacht Schif abgfahren und zrugg chon vo Maroko. Mengischt ischt zweenig Wind gsiin, den hein die Schiffer, waa sii pressant gsiin, Liit gsuecht fir z ruedren. Mier hein nid lang gwärweised und siin ge suechen, ob mer esoo en Uberfahrt finden. Gwiss angäänds eis hed is eina mid enem Turban uf em Heut ataan, uber gägen Afrika zeigt und gruedred mid den Ärmlenen. Där hed den no minder wältsch chenne wwaa mmier. Mier hein gnickt und schoo siimmer uf em Schif gsiin. Schoon nah 4 Stunden ruedren heimmer Blätza ab ghäben an Henden. Där mit dem Turban, wa hed uusgsehn wie en Chriesichoorb, ischd mid ener Geislen hin und här ggliffen. Mier hei ggmerkt, das ma hie, wen neetig, den greber umgeid midenandren. Mier hein ds Glick ghäben, das der Wind gheerig hed afaam blaasen und das ds Schif ohni ruedren meh hed grickt. Am Morge sii mmier due z Belonech zuehi und hein da glennted. Där mid dem Turban hed gseid, äs gäbi niid fir das Bitzli ruedren, är wään mit dem Wind o ohni iis beid anha chon. Fir den umhi em uber z chon, miesse mmer den zalen!
Äs ischt e schwiregi Ziit gsiin in däm Land. Uf der einte Siiten siimmer mengischt igglade wworden, Gascht z siin. Und mengischd heis afaan anem chrumme Sabel z wetzen. Mier hein uf all Fäll gleerd, bschtändig, Tag und Nacht es Eug offe z han. Abbhi z Tangscheer hei mmier due eina gleerd bchennen, waa bin der Fremdellegion ischd gsiin und desertierd ischd. Är hed is due e chliim biibbraacht, wie mma si bin dänen Musliimen eppa mues benän.
Mier hein is schlächt und rächt dirhi bbraacht. Cholen uusladen, Cholen illaden, Cholen umha schleipfen, bis mer schwarz Grinda hei gghäben. Endi Februar weimmer den umhi uber ds Meer zrugg. Der Legionär hed gseid, är chemi o mid iis. Dir Frankrich dir chenni är aber uf kei Fal, suscht landi är den ir Chischte fir lengi Ziit. Är wissi e Mmeglichkeit fir zrugg z chon. Mier suechen es Englender Schif, wa gägen Gibraltar sägled. Mier sägen den, das mer us der Legion abgschobe siigen, wil mier niid gägen England welle chriegen (Frankriich hed d Bsetzig von Ägypten dir d Englender niid anerchennd, und England d Bsetzig vo Mmarokko dir d Franzoosen, drum ischd das Verhältniss e chliin spitz grichtets gsiin. Erscht 1904 heisi due Fride gmacht).
Der Plan ischt uufggangen. Ufenem chliinne rruessige Ddampschif heisi chennen uberfahren. Gägelleischtig: Chole schepfen abbhi bin der Ddampfmaschinen. Das hed nummen ei Vorteil ghäben, di schwarzen Grinda, waas hei ghäben, hed nen der Grenzubertrid erliechtred.
Und chuum a Lland, hed nen eina gseid, är suechi gad zween Heizer bis na Sankt Louis in Frankriich. Esoo siin die beid due umhi am Rhonewwasser achon. Si siigen due bis gägen Herbscht in där Gägend bbliben. Uf mii Fraag, was si den heige gmacht, hed är e kei Bscheid ggän. Ja weischt, eis hie und eis da. I ha teicht, die heigen allwäg oordli Sache gfunde, wwaa no gar nid siin verloore ggangen. Wen är hed erzelld, han i albeneis teicht, ob das alls wirklich esoo siigi gsiin.
Mier ischd due i Si chon, das i eis anem Lotto Matsch in der Helvetia ha ggheerd, wie Albi all Zahli, waa Chräämmer Erich hed uusgrieft, uf franzeesisch hed naahigseid, und zwar perfekt! I han denn emel no teicht, waa das där esoo franzeesich heigi gleerd. Das hed mier di afängliche Zwiifel an där Gschicht due zerschtreuwd. Ds lescht Erläbniss, waan är hed erzelld, ischd mier due doch e chlii zwiifelhaft voorchon. I han eis dän Albi gfräägt, wie dass den am Läsetfescht im Rhonetal siigi zue und här ggangen. Albi hed genau z gliich erzelld, mid dem Underschid, das Wälti ischd der Tääter gsiin und niid är.
Also, de wwollti etzen wiiter erzellen. Wa Ziit vom Wiilläset ischd chon, siin die beid dir ds Rhonetal desuuf gschuened und hein bin em grossen Gued Arbeit gfunden. Är hed gseid, alls in allem heige sicher gägen hundert old no meh Liit, Manna und Freuwwi, gholffen. Zmittag hein die Hälferinnen und Hälfer im Räbbäärg uberchon, und zwar eso gued, wien är siithar nie meh heigi ggässen. Wa due Triibel all sii ggläsen und im Fas gsiin, heds es grosses Fescht ggän. Der Schlosher en comte de weis i was, hed alli begriesst, und nahär mid enem scheene Läset-Meitschi der erscht Tanz in Angrif gnun. Sii Freuww Comptessen äben o vo wweis nimma was, hed mid dem Meischterchnächt agfangen. Es ischt e gwaaltegi Tischeten mid Ässe paraad gsiin, und Wiin bis gnueg. Die Läsetfescht siin bekannt gsiin fir nen uusgibegi Feschterii bis am Morgen. Äs isch allwäg churz nah den einen gsiin, ischt Albi cho springen, hed mi ergriffen an er Achslen und uufgregt gseid: Wälti, mier miesse sofort ab! I han allwäg e Chnächt z tood grierd! Chun etz, i erzellen underwägs wiiter!
Mier siin iiser Seckleni ga rreichen und siin der Rhonen naa desuuf, und zwar hantli! Wälti hed erzelld, wie ds Meitschi vom Fuerman, waa dä Wwagen mit den grossen holzigen Bottichen, waa di abgläsene Triibel sin dri gsiin, hed gfierd, und är äben es Gschleipf heige ghäben. Und si beidi siigen na de zwelfen due hinderhi i Wwageschopf, fir eis e chliin zäme z siin und esoo. Due siigi der Fuerma pletzli mid en er Sichlen daa gschtanden und uf in z Schuel chon! Är heigi chennen en Hagschwiren ergriiffen ab ener Biigen und heig däm Angriiffer uf en Grind ggän dermid! Ds Meitschi siigi dervo ggliffen und är heigi gsehn, das der Fuerman heigi bblieted und e kei Wwank meh gmacht. Das chennti nid gued chon, Albi!
Mier hein zum Leuffen beraaten, was etze wwichtig ischd fir iis. Mier hein is entschlossen, en Furt z suechen und sobaald als meglich uf di ander Siiten von der Rhone z wächslen; und von dert nid wiiter der Rhonen naa z leuffen, ehnder gägen di italiänisch Grenzen. Mier siin niid erwischt worden, bis mer im Underwallis es nachts siin uber d Grenze bbschlipft. Es cha siin, das där Fuerman mid oordli Grindweh ischd dervo chon! Mier hein emel nie von enem Mord gläsen in der Ziitig, emel im Brienser.
Es par Jahr später sii Wälti und sii Freuw verstorben. Gmeindarbeiter hei ds Mobiliar uusi gruumd. Und i ha mmid Chräämmer Erich an Ort und Stell besprochen, uf weli Art das ma di ganz Huushaschterii chennti desinfizieren und unaggnäms Getier chennti vernichten. Due hed e Gmeindsarbeiter ggrieft: Chemid gad eis chon achtän! Mier siin uber d Stägen uuf und i d Stuben. Die gross Ggumoden isch firha glifteti gsiin und drunder ischt en grossi graui Chatz gglägen, eppa gliich dicki wie ne Schindlen, gliich dicki und trochenni wie Greibichuechen. Gschmeckt han i niimma!
Hääggen (Haaggen) = Schnitzmesser; ääken = necken; Plunz-Hiisli = Plumps-Klo; verzennd (verzennen) = verlocken, «ggluschten»; niidraazig = schlecht, wertlos; Soller = Zimmerdecke; uf in z Schuel = auf ihn los; Hagschwiren = Zaunpfahl; Greibichuechen = Kuchen aus Grieben (Rückstand von ausgelassenem Speck).
Brienz, 14. April 2021
Martin Flück
War es wirklich so ganz anders?
Die 4. Broschüre ist gedruckt - Verkaufstart am Brienzermärt
Endlich ist sie da - die 4. Broschüre Brienzer Dorfgeschichte und - wir haben eine Überraschung! Was? Das sehen Sie im Video. Viel Freude beim Schauen.
Der Waran und das Unwetter
«Das war für mich ein schöner Aufsteller!» Das schreibt uns Elisabeth Fuchs in einem Mail. Die erschütternden Nachrichten, die das Unwetter vom 12. August 2024 in Brienz mit sich brachte, die kennen wir. Daneben gibt es jedoch auch viele schöne Geschichten, solche von Zusammenhalt, Unterstützung und weitere, die erfreuen. Wie eben auch diese von Elisabeth Fuchs.
Geschichten vom Burgstollen
Beatrice Lauener ist die Enkeltochter von Gertrud Juillerat-Eggler vom Burgstollen. Sie hat uns einige Dokumente ihrer Grossmutter zukommen lassen und auch zwei Musikstücke der Kapelle Eggler, bei denen ihr Grossvaters Paul Juillerat am Klavier mitspielte. Viel Freude beim Lesen und reinhören.
Aus dem Leben von Werner Zysset
Es ist ein Nachmittag im März 2024, als Heidi Blatter und Zora Herren (Bericht) bei Mina und Werner Zysset-Leppin an den Küchentisch eingeladen werden. Werner ist vorbereitet auf unseren Besuch, auf dem Tisch liegen zwei Ordner mit Fotos und Dokumenten und auf einem Blatt hat er alle Kleinschreiner, die es 1951 in Brienz gab, aufgeschrieben. Wir zählen 29 Namen!
Drei Videos: Besondere Erinnerungen, erzählt von Werner Zysset (Jg. 1935)
Die Videos sind aufgezeichnet worden am 27. März 2024. Werner Zysset ist im November 1935 geboren. Heidi Blatter und Zora Herren, vom Team Brienzer Dorfgeschichte, besuchten ihn und staunten, was Werner zu erzählen weiss. Viel Freude beim Schauen!
Das Video "Grossvater" dauert 8 Minuten, die beiden anderen knapp 2 Minuten.
Alte Filmrollen gesucht
Sie haben Filmrollen mit Filmen von Brienz. Wir möchten das Archiv der Brienzer Dorfgeschichte bereichern mit alten Filmen und diese auch auf der Internetseite für die Brienzerinnen und Brienzer zugänglich machen. Sehen Sie sich im Video unten unseren Aufruf an:
Video: Anekdoten zum Schwandergässli
Kurt Wellenreiter (Jg. 1933) erzählt vom Schwandergässli. Das Video wurde aufgezeichnet am 31. Januar 2024.