Spiele, Streiche und Originale
Foto: Symbolbild Verkäuferliladen.
Alle wissen viel übers Spielen zu erzählen. Erich hat sich Notizen gemacht und liest aus einer langen Liste vor. Er erinnert sich an ein Maggiauto mit Säcken, die mit Sägemehl gefüllt waren. Dieses hatten sie ev. weil sie einen Lebensmittelladen führten. Hanspeter weiss, dass die Schreinerei Schneiter auf der Rybi Maggiläden herstellte. Zu Hause wurde etwa Halma, Eile mit Weile oder Leiterlispiel gespielt. Ebenfalls in einigen Haushalten gejasst. Auch in Wirtschaften wurde gejasst und Gniindled. Aber vor allem erinnert sich die Runde an Spiele draussen.
Meji erzählt vom Pländelen. Mit einem Stecken wurde mit 3 Strichen im Kies auf der Strasse der Anfang des Weges gezeichnet. Danach musste erraten werden, wo die Spur weiterführt. Am Sonntag spielten die Kinder auf dem Bort Gguggelumm. Ein Versteckspiel bei dem 3 Holzscheite beim Anschlagen umgeworfen werden mussten. Sie versteckten sich mit Vorliebe im Ladenschopf von Grabers oder Schneiters. Wenn Noldi Schneiter nach Hause kam musste man sich schnell davonschleichen, weiss Hanspeter zu berichten. Auch Erich und die Kinder im Kienholz spielten Gguggelumm und zwar bei den Kleinkaliberschützen im Wald.
Beim Zibriijen galt es ein auf beiden Seiten angespitztes Holzscheit, das in einer kleinen Grube lag, mit einem langen Stecken in die Höhe zu werfen. Danach nochmals zu treffen und möglichst weit wegzuschleudern. Dies war eher ein Knabenspiel. Zur gleichen Kategorie zählt wohl auch das Aufwerfen eines Messers, um es dann auf verschiedene Varianten im weichen Boden stecken zu lassen. Auch im weichen Boden wurden 3 kurze Stecken eingesteckt und der Mitspieler musste versuchen mit seinem Stecken die eingesteckten zu treffen oder umzuwerfen. Dieses Spiel hiess Stäcklen oder Chneblen. Hans erinnert sich ans Tschiberle am See. Flache Steine probiert man möglichst lange mit einem Wurf über Wasser zu halten. Lisi meint, auch die heutigen Väter bringen das ihren Kindern bei.
Meji merkt an, dass man wenn der Nachtwächter Heinz Kuster um 20.00 Uhr kam, sofort nach Hause musste.
Beim Spiel Fählerlen wurde ein Ball an die Wand geworfen. Zuerst 10 x nur geworfen, dann 9 x vielleicht unter dem Bein durch usw. bis man zum schwierigen Abschluss noch 1 x mit einer Drehung warf. Auf Erichs Liste stehen noch: Taler, Taler du musst wandern / Nasenlumpen legen / Schnitzeljagd / Marmelen / Wir kommen aus dem Morgenland und haben schwarze Ohren. Telefoniererlen spielet man, wenn man in einer Runde seinem Nachbarn ein Wort ins Ohr flüsterte um dann beim letzten Kind zu hören, was daraus entstanden ist.
Giigen und Ropsen
Sehr gerne haben die Kinder Leuten Streiche gespielt oder sie geärgert. Helken oder eellen ist allen ein Begriff! Wenn man einen Reissnagel am Fenster befestigt, daran einen Faden bindet und mit den Fingern darüberstreicht, hört man in der Stube einen unangenehmen Lärm; das nennt sich "Giigen".
Am Nussbaum haben sie dem Glaser das Kamin verstopft. Krügers Groosatt konnte man aus der Bbudiigg locken, wenn man im Vorbeigehen ropste oder man klopfte auf dem Heimweg bei Chäppi Emma an die Tür. Auf der Insel stibitzten die Kinder Schär Lisi Rüebli und Kartoffeln aus dem Garten. Natürlich nur, wenn sie nicht da war. An der Mauer wurde dann ein kleines Feuer entfacht und nach dem Baden konnte man die hineingelegten Kartoffeln zum Zaaben essen.
Hans erzählt, dass Turner auf dem Heimweg immer an den Fensterbalken bei Wälti Flück klopften. Dieser steckte dann ganz feine Gifeni ins Holz… und das Klopfen hörte auf. Auf der Rybi hat Hanspeter mit anderen Kindern bei Züllig Hansli an den Fensterscheiben giiged. Ebenfalls stiegen sie auf das kaputte Brückengeländer vom Milibach und verursachten durch giigampfen Lärm, um den armen Mann zu ärgern. Hansli Züllig ist auch als der Schwanenvater bekannt, da er immer die Schwäne fütterte. Und somit sind wir bei den Originalen angelangt.
Foto: Gumm Toori
Tschurwell, Flore und andere Originale
Ein grosser stattlicher Mann aus Amerika leerte immer am Morgen den Nachttopf über das Geländer aus. Niemand weiss wie er richtig heisst. Alle kennen ihn nur unter dem Namen: Tschurwell. Ein Herr namens Bohren hatte an seinem Velo eine grosse Hupe befestigt. Die Kinder riefen ihm Bohren Bohren Bääh nach. Eine "Witzfigur" hiess Trottoirpfitzer und wohnte in der Engi.
Lägertanne Flore zog meist ein Charrli hinter sich her, wenn sie dem See entlang unterwegs war. Dazu, während allem laufen, strickte sie. Ihre Familie lebte im Dorni. Bänzli Emmi und Elise hatten eine Katze namens Churchill. Den Namen sprachen sie aus wie er geschrieben wird. Als Beckli Jost mit dem Gischterwagen auf dem Heimweg war, kaufte er bei Schützes eine Cremerolle. Er schleckte die oberste Cremeschicht ab und brachte den Rest im Hafersack seinem Froueli. Übrigens kommt der Name Beckli von seinem Vater der Bäcker und ein kleiner Mann war.
Oben in der Behämeren wohnten zwei Männer namens Zysset. Diese hatten ein Regenfass neben dem Haus in dem sie ab und zu ein Bad nahmen. Einmal setzte sich Flück Ella, das niidraazige Blag, neben das Fass und strickte dort bis die Männer schnadelleten. Oben in der Alpgasse wohnte das Ehepaar Eggler, besser bekannt als Täächi Paul und Greibichuechen Emma. Paul hatte zudem ein grosses Hörrohr, das er im Mantelsack mit sich trug.
Erich erzählt vom Original im Kienholz: Gumm Toori. Wenn er ihm Waren aus dem Laden nach Hause brachte, kniete Toori vor der Feuergrube nieder und grub das versteckte Geld aus der Asche aus. Einmal wollte er sich eine Frau aus dem Katalog bestellen, aber es sind nur die Kleider gekommen.
Was sonst noch erzählt wurde:
Alle erinnern sich, dass Frau Imfeld und Schild Marie als Näherinnen auf die Stör gingen. Sie flickten die Kleider der Familien. Knaben trugen kurze Hosen. Im Winter mit einem Gstältli lange Strümpfe und lange Unterhosen mit einem Schlitz. Mädchen trugen nie Hosen, ab und zu auf der Alp sagt Meji.
Perren Ruedi und noch früher Dr. Baumgartner verschenkten am Briensermärt allen Kindern Rösslispiel Billete.
Oben am See und bei der Sagi lernten die Mädchen schwimmen. Sie füllten einen Kissenanzug mit Luft und legten sich darauf. Dies war ihr Schwimmring.
Bei Linders im Lädeli konnte man für 50 Rappen ein Brätzelliiisen oder einen Haarfön mieten. Meji erinnert sich, dass die Mutter allen Kindern die Haare gewaschen hat und man dann den Fön ausgeliehen hat.
In vielen Haushaltungen wurden ab und zu Früchte- oder Greibikuchen vorbereitet. Zum Backen trugen die Kinder die Bleche dann in eine Bäckerei.
In Oberried wurde in vielen Gärten Salate angepflanzt. Hanspeter erinnert sich, dass beim Bahnhof die Kisten bis unters Dach standen, um abtransportiert zu werden. Hans weiss, dass die Firma Brendel von Interlaken Lastwagen voll Salate abgekauft hat.
Im Friedensjahr 1946 wanderte die Klasse von Meji mit ihrer Lehrerin Fräulein Gander zum Erlistrog. Dort gruben sie eine kleine Tanne aus und pflanzten sie im Garten der Lehrerin. Am Friedenstag war auch Hans mit der Klasse und der Lehrerin Elsbeth Walz unterwegs. Sie wanderten an Gäldried.
Hans Thomann in der Krummgasse hat mit seinem Bernhardinerhund Milch ausgetragen. Manchmal nach dem häärpflen durften Meji und ihre Geschwister bei ihm ein Schachteli Moordsgued zum Zaaben kaufen (Streichkäse).
Foto: Am Friedenstag, 8. Mai 1945, unternahm die Klasse mit Jahrgang 1937 eine Wanderung an Geldried. Das Bild hat ihre Lehrerin Fräulein Elsbeth Walz aufgenommen.
War es wirklich so ganz anders?
Die 4. Broschüre ist gedruckt - Verkaufstart am Brienzermärt
Endlich ist sie da - die 4. Broschüre Brienzer Dorfgeschichte und - wir haben eine Überraschung! Was? Das sehen Sie im Video. Viel Freude beim Schauen.
Der Waran und das Unwetter
«Das war für mich ein schöner Aufsteller!» Das schreibt uns Elisabeth Fuchs in einem Mail. Die erschütternden Nachrichten, die das Unwetter vom 12. August 2024 in Brienz mit sich brachte, die kennen wir. Daneben gibt es jedoch auch viele schöne Geschichten, solche von Zusammenhalt, Unterstützung und weitere, die erfreuen. Wie eben auch diese von Elisabeth Fuchs.
Geschichten vom Burgstollen
Beatrice Lauener ist die Enkeltochter von Gertrud Juillerat-Eggler vom Burgstollen. Sie hat uns einige Dokumente ihrer Grossmutter zukommen lassen und auch zwei Musikstücke der Kapelle Eggler, bei denen ihr Grossvaters Paul Juillerat am Klavier mitspielte. Viel Freude beim Lesen und reinhören.
Aus dem Leben von Werner Zysset
Es ist ein Nachmittag im März 2024, als Heidi Blatter und Zora Herren (Bericht) bei Mina und Werner Zysset-Leppin an den Küchentisch eingeladen werden. Werner ist vorbereitet auf unseren Besuch, auf dem Tisch liegen zwei Ordner mit Fotos und Dokumenten und auf einem Blatt hat er alle Kleinschreiner, die es 1951 in Brienz gab, aufgeschrieben. Wir zählen 29 Namen!
Drei Videos: Besondere Erinnerungen, erzählt von Werner Zysset (Jg. 1935)
Die Videos sind aufgezeichnet worden am 27. März 2024. Werner Zysset ist im November 1935 geboren. Heidi Blatter und Zora Herren, vom Team Brienzer Dorfgeschichte, besuchten ihn und staunten, was Werner zu erzählen weiss. Viel Freude beim Schauen!
Das Video "Grossvater" dauert 8 Minuten, die beiden anderen knapp 2 Minuten.
Alte Filmrollen gesucht
Sie haben Filmrollen mit Filmen von Brienz. Wir möchten das Archiv der Brienzer Dorfgeschichte bereichern mit alten Filmen und diese auch auf der Internetseite für die Brienzerinnen und Brienzer zugänglich machen. Sehen Sie sich im Video unten unseren Aufruf an:
Video: Anekdoten zum Schwandergässli
Kurt Wellenreiter (Jg. 1933) erzählt vom Schwandergässli. Das Video wurde aufgezeichnet am 31. Januar 2024.