Von «Eutoschnouggere», «Motosaggosch-Teff» und anderen Fahrzeugen

An diesem Träpplig-Treffen drehte sich alles um das Thema «Fahrzeuge». Teilgenommen haben: Heidi von Bergen, Peter Fischer, Hans Schild und David Steiner. Leitung: Rose-Marie Flück und Elisabeth Schild (Notizen).

Foto: Aufnahme aus den Kriegsjahren. Selbst umgebauter Autotraktor «Eutoschnouggere» zur vielseitigen Benützung in der Landwirtschaft. Albert Flück als Fahrer, Kaspar und Hans Michel (Housellis) als Helfer beim Pflügen in der Gurgenmatte.

Schild Hans: Der erste der hier einen Traktor und einen Lastwagen hatte war Fuchs Chrigel, Baugeschäft, wahrscheinlich war Nussbaum Albi der Chauffeur und später hatten auch Grossmann’s einen Lastwagen, aber das erste Fuhrwerk hatte Fuchs Chrigel. Leider sind aus dieser Zeit keine Fotos vorhanden, da erinnern wir uns schon nicht mehr, wir sagen das ja auch nur weiter…

Fischer Peter: Mit diesen Angaben sind wir schon so weit zurück, da waren hier noch keine Autos! Sie haben erste Autos aus Frankreich gekauft und diese abgeändert resp. umgebaut zu «Eutoschnouggere» und Traktoren. Ebenfalls wurde die Elektrifizierung der Eisenbahn nach Interlaken durchgeführt. Traber und Bramisegg Hänsel sind mit der Schreinerkiste beim Westbahnhof in den falschen Zug eingestiegen, weil dieser nicht mehr geraucht hat!

Der «grosse» Fischer Hans (er war ein bärenstarker, flotter und etwas unregulierter Mann) an Hinterburg. Er besass den ersten «Motosaggosch-Teff». Diese waren auch noch vor den Autos bei uns. Bald hatte jeder Bauer so einen Töff. Eben dieser Fischer Hans hatte eine grosse Hutte am Rücken, die Sacoche gefüllt und als Licht eine Stalllaterne zwischen den Zähnen. So fuhr er spät abends Richtung Bidmer.

Foto: Symbolbild einer Motosaggosche (Motorräder von der Firma MAG Motosacoche Genève)

Steiner David: Grossmann Hans hatte auch so eine Töff. Und wenn er Richtung Giessbach fuhr, hat er im Brunnen zuerst den Auspuff abmontiert um mehr Leistung zu haben! Im Giessbachtal hörte man ihn von weitem kommen. Er war einfach der Meinung der Töff bringe eine bessere Leistung!

Auch Mäder Annis Petsch hatte so ein Gefährt, der stand immer im Schopf. Er ist jedes Mal zuerst auf den Wisplatz gelaufen, um nachzusehen, ob es gut sei zum Fahren oder ob ein Auto kam…. Er war ein übervorsichtiger und eher ängstlicher Mensch.

Schild Hans: Wir haben für Bühlmanns im Flielti gedüngt. In der Kurve wo wir gestanden sind, kam Mäder Petsch so langsam, dass er fast aus dem Stand kippte. Käthi half ihm wieder auf die Beine und auf den Töff. Alle waren der Meinung er könne jetzt weiterfahren. Aber für ihn war klar: ich muss mit diesem Gefährt zuerst in die Garage! Er traute der Sache gar nicht mehr!

Steiner David: Eines Tages ruft mich Essig (Amacher Petsch) an, er hatte einen Land Rover, er war unterwegs ins Chruttmettli als dieses Auto verreckt (stillstand) ist. Ich bin sofort losgefahren und als ich bei ihm ankam hatte er ein Beil in den Händen und vor lauter Wut auf die Kühlerhaube seines Land Rovers gehauen und ihn richtig verklopft! Er konnte nicht verstehen, dass dieser nicht mehr fährt… schlussendlich konnte er wieder geflickt werden. Im Jahr 1955 wollte ich die Töffprüfung machen. Ich war gerade mal 18 Jahre alt. Damals brauchte es noch eine Bewilligung vom Polizist zum Lösen eines Lehrfahrausweises. Polizist Ineichen aus unserem Dorf fand, ich könnte noch etwas warten. Aber ich hatte bereits eine Töff bereitgestellt für mich. Es war ein Motobécan (französische Marke, übersetzt Motordrahtesel). Weiss nicht mehr woher der kam, ein uraltes Gefährt. Das war ein 100-Kubik-Töffli, das hatte aber eine Handschaltung oberhalb des Tanks, ich dachte das geht doch nicht, ich muss dem eine Fussschaltung machen (Marke Eigenbau). Dann bin ich mit diesem Töff nach Thun gefahren zum Expertenbüro. Der Experte erklärte mir, dass er hinter mir herfahre und wenn er zwei Mal hupe müsse ich rechts und bei einem Mal hupen nach links abbiegen.

Wir sind losgefahren, aber am Maulbeerplatz hat mein Töff den Geist aufgegeben! Ich habe den Töff aufs Trottoir gestossen und versuchte ihn wieder in Gang zu bringen. Nach Langem ist es mir gelungen, aber nun war weit und breit kein Experte mehr zu sehen. Ich fuhr zurück zum Strassenverkehrsamt und dort hat er auf mich gewartet. Ich stieg ab und schon sagte er mir, es sei gut gewesen und sie werden mir den Ausweis zuschicken! Und das alles ohne Fahrstunde… Später habe ich noch die Lastwagen und Taxiprüfung gemacht. Für die Taxiprüfung brauchte ich ein Auto mit 1500kg Gewicht. Das war ein grosses Amerikanerauto, das ich bei Schuehgodi (Mäder Werner, Schwanden) bekam, ein amerikanischer Wagen der Marke Dodge. Auch diese Prüfung ging gut ohne Fahrstunde!

Foto: Bauern hatten Kuhgespanne für Feld- und Holzerarbeiten

Schild Hans: Zu dieser Zeit konnte man in Thun an Versteigerungen Fahrzeuge günstig erwerben. So sind wir, der alte Lüber, Rösti Guscht und ich nach Thun gefahren, ich in der Absicht einen Töff zu ersteigern. So haben wir für Fr. 70.- einen «Fiifachzger» gekauft. Ich war der Einzige der einen Ausweis dafür hatte, so durfte ich damit heimfahren. Er ist gefahren bis nach Ringgenberg zum Schützenhaus, dort musste ich ihn stehen lassen. So mussten wir ihn ein anderes Mal nach Hause holen! Mit diesem Töff wollten wir an Planalp fahren, er hatte ja einen Geländegang, aber der war viel zu schwer!

Um am Underwang zu mähen setzte man 2.10 m breite Messerbalken an den Mäher. Die Stabilität wurde erhöht, heute sind die Räder so weit auseinander oder man bindet den Mäher an einem Baum fest um ein Abrutschen zu verhindern. Heute können steile Wiesen problemlos mit dem Mäher gemäht werden und das Heu wird mit dem Schilter mit Ladewagen abtransportiert. Nichts mehr für ältere Mannen, meinte Hans lachend.

Bis die Lastwagen einen eigenen Kran auf dem Fahrzeug hatten verging noch etliche Zeit.

Die Entwicklung des Autoverkehrs hat auch seinen Lauf genommen. Früher hatte man am Sonntag auch mal Zeit die Autos zu zählen. Heute werden die vorbeifahrenden Autos nur noch von den Bewohnern des Altersheims EGW «kontrolliert», genaue Zahlen sind nicht mehr möglich bei diesem Verkehr.

Steiner David erzählt uns noch eine Gschichtli von einem «Tschallpieuto» (Tretauto). Zwei seiner Schwestern wurden von ihren damaligen Liebhabern zu einer Pässefahrt auf den Susten eingeladen. Sie mussten selbst in die Pedalen treten, das Autöli hatte ja keinen Motor!

Foto: Peter Wyler mit einem Steyr Traktor.

Foto: Im Saurer Ueli Hulliger, daneben Albert Kienholz und Hansjörg Michel. Auf der Axalp im Jahr 1965.

Schild Hans: Du bsinnschd di sicher no wa Zobrist Franz zerschta Unimoggli zuehatan hed, där hed alben es chliins Bschittichaschtli hinna nahi zogen, Ärnst Tiirel hed alben gmeind so es 35-Liitrigs….
Später hatte Beckli Jost ein richtig grosses Bschittifass. Heute darf nur noch mit Schläuchen verteilt werden.

Fahrzeuge:

Bauern hatten Kuhgespanne für Feld- und Holzerarbeiten

Erste Motormäher, später mit Brigiwagen. «Bauernkönig» war eine viel verwendete Marke. Sie hatten weder Gänge noch Bremsen! Später bekamen die Mäher noch einen «Brigiwagen».

Mit einem Motosaggosche-Töff (Motorräder von der Firma MAG Motosacoche Genève) wurden erste Transporte gemacht. Es erleichterte Distanzen in kürzerer Zeit zu überwinden. So vom Tal auf die Alp… etc. Diese hatten noch kein Licht, die Bauern hängten einfach eine Stalllaterne zwischen die Zähne!

Eutoschnouggere – abgeänderte Autos aus Frankreich. Wurden zu «Traktoren» umgebaut, teilweise mit Holzvergaser. Arbeitsgerät eingesetzt zum Pflügen, Schneeräumung… etc. Hier in Brienz war die Garage Pache die erste Unternehmung die solche Autos umbaute.

Erste Traktoren (Hürlimann) hatten hier Grossmann Hans und Houselli’s

Heidi von Bergen: Wylers erster Traktor war auch eine Autoschnougge mit einem selbstgebasteltem Holzvergaser. Dann kam der erste kleine Traktor von Bührer, der grössere Traktor war ein Steyr und der Grosse war dann ein Deutz.

Dann kam schon der erste Unimoc von Zobrist Franz und Paula und VW (Volkswagen) liefert den Käfer aus. Auch diese Autos wurden wieder umgebaut, so hat Grossniklaus ein Beddelli hinten an den Käfer montiert zum Transport von Milchkannen. Danach hängten sie einen 1-rädrigen Anhänger an die VW’s, so wurde die Arbeit der Bauern erleichtert.

Ein erstes Motorboot mit einem Aussenbordmotor wurde auf der Sagi zum Flössen eingesetzt. Kursschiffe verkehrten schon damals auf dem See.

Ein erster Besitzer eines Lastwägelis war ein gewisser Nuefer, einen richtigen Lastwagen (blauer Lastwagen in der Dorfgeschichte) durften Biereller’s (Flück) als ihr Eigentum melden. Zobrist Chrigel hatte bald auch einen Lastwagen. Auch Abegglen Fritz gründete seine Transportfirma mit einem Lastwagen. Er war auch Besitzer eines neuen grünen Traktors mit einem 3-Seiten-Kipper!

Anhänger hat Kehrli Kebel (Jakob) gemacht.

Schnallbänne – Redig mit Anhängerkupplung, Redige

Foto: Der Vater Willy Kienholz auf dem Weg ins Kienholz zum Kartoffel graben. Im Redig seine Kinder Albert, Vreni und Willy. 1948.

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War es wirklich so ganz anders?

Am Briensermärt erscheint bereits die vierte Broschüre Brienzer Dorfgeschichte mit grossartigen Fotos und spannenden Artikeln, herausgegeben von der Burgergemeinde Brienz.

Die 4. Broschüre ist gedruckt - Verkaufstart am Brienzermärt

Endlich ist sie da - die 4. Broschüre Brienzer Dorfgeschichte  und - wir haben eine Überraschung! Was? Das sehen Sie im Video. Viel Freude beim Schauen.

Der Waran und das Unwetter

«Das war für mich ein schöner Aufsteller!» Das schreibt uns Elisabeth Fuchs in einem Mail. Die erschütternden Nachrichten, die das Unwetter vom 12. August 2024 in Brienz mit sich brachte, die kennen wir. Daneben gibt es jedoch auch viele schöne Geschichten, solche von Zusammenhalt, Unterstützung und weitere, die erfreuen. Wie eben auch diese von Elisabeth Fuchs.

Geschichten vom Burgstollen

Beatrice Lauener ist die Enkeltochter von Gertrud Juillerat-Eggler vom Burgstollen. Sie hat uns einige Dokumente ihrer Grossmutter zukommen lassen und auch zwei Musikstücke der Kapelle Eggler, bei denen ihr Grossvaters Paul Juillerat am Klavier mitspielte. Viel Freude beim Lesen und reinhören.

Aus dem Leben von Werner Zysset

Es ist ein Nachmittag im März 2024, als Heidi Blatter und Zora Herren (Bericht) bei Mina und Werner Zysset-Leppin an den Küchentisch eingeladen werden. Werner ist vorbereitet auf unseren Besuch, auf dem Tisch liegen zwei Ordner mit Fotos und Dokumenten und auf einem Blatt hat er alle Kleinschreiner, die es 1951 in Brienz gab, aufgeschrieben. Wir zählen 29 Namen!

Drei Videos: Besondere Erinnerungen, erzählt von Werner Zysset (Jg. 1935)

Die Videos sind aufgezeichnet worden am 27. März 2024.  Werner Zysset ist im November 1935 geboren. Heidi Blatter und Zora Herren, vom Team Brienzer Dorfgeschichte, besuchten ihn und staunten, was Werner zu erzählen weiss. Viel Freude beim Schauen!

Das Video "Grossvater" dauert 8 Minuten, die beiden anderen knapp 2 Minuten.  

Alte Filmrollen gesucht

Sie haben Filmrollen mit Filmen von Brienz. Wir möchten das Archiv der Brienzer Dorfgeschichte bereichern mit alten Filmen und diese auch auf der Internetseite für die Brienzerinnen und Brienzer zugänglich machen. Sehen Sie sich im Video unten unseren Aufruf an:

Video: Anekdoten zum Schwandergässli

Kurt Wellenreiter (Jg. 1933) erzählt vom Schwandergässli. Das Video wurde aufgezeichnet am 31. Januar 2024.