Wie das Resslispil zum Drehen kommt

Foto: Dieses Foto rührte Elisabeth Schild beinahe zu Tränen. Dieses Resslispil gehörte Fritz Wirz, der es jeweils, zur grossen Freude der Kinder, einen Tag vor dem Brienzermärt in seiner Bbudiigg aufstellte.
Ab dem Brienzermärt bis Ende Dezember wird es im Burgerfoyer, Hauptstrasse 62, in Brienz eine Resslispil-Ausstellung zu besichtigen geben. Wie es dazu kam erzählt Elisabeth Schild.
Ich fragte Susanne Hügli-Imboden, ob sie noch Fotos von ihrem Vater besitze, dem legendären Imboden Wadi, um diese im Archiv der Burgergemeinde aufzunehmen. Und nun sitze ich bei ihr am Tisch in der Stube in der Brunngasse, vor mir ein Stapel Fotos, die mir Susanne zusammengestellt hat.
Ein Foto nach dem anderen blättern wir gemeinsam durch, schreiben bekannte Details auf, um später die Fotos mit einem Bilduntertitel zu versehen. Etwa das drittletzte und farbige Foto zeigt ein Resslispil, ich bekomme grosse und fast feuchte Augen…. Susanne erzählt mir, dass dies das Resslispilmodell von Fritz Wirz sei und er dieses jeweils am Tag vor dem Brienzermärt aufstellte und sie (die Kinder aus der Umgebung) es in der Bbudiigg in der Behämsgasse anschauen durften. So wussten die Kinder, dass der Märt vor der Türe stand. Auf meine Frage, ob dieses Modell noch existiere, erzählt mir Susanne eine kurze Geschichte über die Verwandtschaft von Fritz Wirz.

Foto: Das Resslispil auf dem Sidebord von Elisabeth Schild, ein Geschenk der Schwägerin, es dreht sich mit Strom und man kann zwischen zwei Melodien auswählen.
Susanne erkundigt sich bei ihrem Cousin, er wisse wo dieses Modell sei! Freudig nehme ich dies zur Kenntnis und bin überrascht, dass ich ein paar Tage später bereits die Adresse des jetzigen Besitzers bekomme. Ich durfte das Modell in Oberried anschauen gehen. Bernhard Amacher stellt mir seinen Vater Paul vor, er ist der Neffe von Fritz Wirz (Mutter von Paul war eine Schwester von Fritz), er ist der heutige Besitzer der Liegenschaft mit der Bbudiigg in der Behämsgasse.
Im Zusammenhang mit dem Brienzermärt 2022 suchen wir weitere Fotos und Unterlagen zum Thema Resslispil. In unserem Dorfgeschichte-Büro tauchen bald noch mehr Fotos auf. Marianne Imfeld erzählt von einem Resslispil beim ehemaligen Souvenirgeschäft von Walter Stähli, das mit dem Einwurf von 20 Rappen zu drehen beginnt und dazu noch Musik macht. Heute klafft dort ein grosses Loch in der Fassade! Ich erlaube mir, Walter Stähli zu fragen wo dieses Resslispil hingekommen ist. Er weiss nicht, was sein Nachfolger mit dieser riesigen Musikdose gemacht hat, vermutet aber, dass er es verkauft hat.
Nebenbei erwähne ich diese Geschichten beim Besuch bei meinem Bruder. Kurze Zeit später steht auf meinen Sidebord ein Resslispil von meiner Schwägerin. Es dreht sich mit Strom, dazu kann man die Musik zwischen zwei Melodien auswählen! Mein Herz schlägt immer schneller bei diesem Anblick. Ich glaube, ich bin verliebt in Resslispile und deren Orgelmusik!
Bereits im Frühjahr 2023 lasse ich das Foyer im Burgerbüro reservieren für eine Resslispil-Ausstellung im November und Dezember. Auf meine Anfrage erklärt sich Bernhard Amacher bereit, sein Resslispil bei uns auszustellen! Freude herrscht, vor allem bei mir! Nun beginne ich zu überlegen, wie wir diesen Raum einrichten könnten.
Video: Das Resslispiel-Model von Bernhard Amacher. Zum Abspielen auf das Bild drücken.

Foto: Das Modell von Bernhard Amacher, rechts ein Ausschnitt von der eindrücklichen Malerei, zu sehen das Dorf Brienz mit dem See.
Bei einer Wanderung über den neuen Wanderweg zum Giessbach fand ich im Hotel, im grossen Treppenhaus, ein richtig altes Ressli, stehend in einer Ecke. Ich stelle mir vor, dass dieses Ressli bei uns in der Ausstellung mehr Beachtung bekäme… Wenn ich so etwas bekäme… ja vielleicht bei Laubschers?
Zu Hause beginne ich die Homepage von Laubschers zu studieren. Anstatt weiter zu forschen höre ich mir lieber Orgelmusik an und vergesse fast was ich wirklich wollte. Die Freundin meines Bruders hat mir vor etlicher Zeit einmal erzählt, dass sie und Werner Laubscher zusammen die Schulbank gedrückt haben. Da komme ich in Versuchung den Kontakt mit Laubschers über sie zu versuchen. Gesagt, getan… sie fragt ihn an und teilt mir mit, dass Werner Laubscher uns gerne Material für unsere Ausstellung zur Verfügung stellen würde! Bingo…
In der Zwischenzeit bekomme ich die Gelegenheit, das Geschäftshaus von Walter Stähli, respektive jetzt Kirchhofer, an der Hauptstrasse, von innen anzusehen. Ich staune nicht schlecht, als im Schauraum das grosse Ding, mit dem verkauft geglaubten Resslispil, mit einem Musikwerk von REUGE, vor mir steht! Ob es noch funktioniert? Mit einem 20 Rappenstück versuche ich mein Glück… es ertönt eine liebliche Melodie, dazu dreht sich das Karussell, mein Herz geht auf.
Video: Es ist noch nicht verkauft, das Resslispiel von ehemals Walter Stähli. Zum Abspielen auf das Bild drücken.
Eine Woche später mache ich mich auf den Weg nach Studen, zu Werner Laubscher. Er zeigt mir zuerst die alten Ressli, vom Scheidegger- Resslispil, eine Kutsche, ein Schiffchen… ich fühle mich wie im Paradies und ich darf einfach sagen was ich gerne ausstellen möchte. Im Gespräch erwähnt er auch ein Modell, das seine Eltern gemacht haben. In perfekter Kleinarbeit entstand dieses Modell, sie hatten eben noch kein Fernsehen. Unterwegs in den Estrich kommen wir am alten und neuen Logo vorbei, alles Material zum Ausstellen. Ich kann mich fast nicht satt sehen, es kommt noch besser. Im Estrich zeigt er mir die Kisten mit dem zerlegten Modell. Er packt ein keines Ressli aus, aus Holz geschnitzt und handbemalt wie die Grossen. Wer diese Ressli geschnitzt hat, wisse er nicht, aber er vermutet, die könnten aus Brienz stammen.

Fotos: Elisabeth Schild fühlt sich bei Laubschers wie im Paradies, was es da alles zu entdecken gibt!
Auch Bernhard Amacher ist sich sicher, dass die kleinen Ressli von Fritz Wirz in Eigenarbeit entstanden sind. Meine neue Aufgabe… Resslischnitzler gesucht! So geht die Geschichte weiter, ich frage mich weiter durch. Eine Anfrage bei der Schnitzlerschule Brienz bleibt bis heute (Ende Oktober 2023) unbeantwortet.
Auf meinem Städtetrip in Barcelona fahren wir neben einem Resslispil vorbei. Ich falle fast aus dem Bus… auf dem Rückweg ergattere ich dann noch ein Foto! Das gleiche passiert mir in Zürich, auch dort steht ein Resslispil an einem Herbst-Anlass. (Rösslirytschuel der Stadt Zürich und Gebauer-Stiftung. Das Ziel von Schutz und Rettung, der Berufsfeuerwehr und der Gebauer Stiftung in Zürich ist es, ein technisches Kulturgut aus dem vorletzten Jahrhundert zu erhalten und damit Gross und Klein in Zürich zu erfreuen. Mit dem Betrieb während mehreren Wochen im Frühjahr im Wildnispark Langenberg und im Spätsommer auf der Gemüsebrücke im Herzen von Zürich wird diese Tradition beibehalten).

Foto: Das Resslispiel in Barcelona (links) und die Rösslirytschuel der Stadt Zürich und Gebauer-Stiftung.
Ich mache mich jetzt auf die Socken, die Ausstellung im Burgerfoyer einzurichten. Es gibt noch Einiges zu organisieren… Wir freuen uns auf euren Besuch zur Resslispiel-Ausstellung.
Resslispiel-Ausstellung
Wo: Burgerfoyer, Hauptstrasse 62, Brienz
Öffnungszeiten: Die Ausstellung kann gut von der Strasse durch das Schaufenster betrachtet oder zu den Öffnungszeiten der Burgerschreiberei besucht werden. November und Dezember 2023, Di, Do, Fr zwischen 9.00 bis 11.00 Uhr
Ich bedanke mich ganz herzlich bei Bernhard Amacher und Werner Laubscher für das zur Verfügung stellen des Ausstellungsmaterials.
Brienz, 23. Oktober 2023, Elisabeth Schild


Meine Grosseltern Hans (Mühlibach Hansli) und Gritli Eggler
Lotti Schaller (Jg. 1948) hat einige schöne Erinnerungen an die Ferien bei ihren Grosseltern in Brienz notiert.

Auswandern
Für das Thema Auswandern scheinen unsere «Träpplig Suecher» fast zu jung. Trotzdem wussten Peter Fischer-Rahm, Trudi Steiner und Vreni Fischer-Fuchs einiges zu erzählen und Fränzi Feusi und Rose-Marie Flück hörten gespannt zu. Zudem konnte Silvia Thöni-Fischer als Burgerschreiberin von ihren Erfahrungen berichten, wenn sich Nachkommen von Auswanderern nach ihren Vorfahren bei ihr erkundigten.

Hüterbubengeschichten von der Planalp
Im Dezember 2023 hat Peter Schild seine Erinnerungen an die Hüterbubenzeit auf der Planalp und an Obristen aufgeschrieben. Entstanden ist ein Bericht mit vielen Eindrücken über das Leben auf der Alp als Hüterbube. Die Zeit in der Natur mit den Tieren war eine Schule fürs Leben.

Sie waren die Letzten ihrer Art
In den späten 1940er-Jahren hüteten Hanspeter Flück und seine Schulfreunde rund 40 Ziegen fürs ganze Dorf. Ein Bericht von Hans Heimann, erschienen im Schweizer Bauer am 24. Mai 2025.

Wie eine Linie der Familie Flück zum Übernamen «Bitzer» kam
Es ist ja allgemein bekannt, dass der Familienname Flück in Brienz so häufig ist, dass es mindestens 16 Übernamen gibt, damit man die einzelnen Linien unterscheiden kann. Thomas Dietrich ging auf Spurensuche, nach dem Ursprung des Übernamens «Bitzer».

Wie eine Linie der Familie Wyss zum Übernamen «Cäsarler» kam
Dass in Brienz Mitte des 19. Jahrhunderts ein Kind auf den Namen Cäsar getauft wird, ist eigentlich undenkbar. Aber genau das geschieht 1851, als die 22-jährige Elisabeth Flück einen Sohn zur Welt bringt. Thomas Dietrich hat verschiedene Recherchen zum Übernamen «Cäsarler» unternommen und die Erkenntnisse zu einem Dokument zusammengestellt.

Schafmarkt in der Alpgasse bei der Chirsimatten-Schiir
Fotobeschrieb und Erinnerungen von Peter Fischer-Rahm, Oberdorf. Neu mit Video!